Flug übers Kap
Dr. Anton Gugg

Im Winter 2000 befand sich Martin Gredler auf einem Arbeitsaufenthalt in Kapstadt/Südafrika.

Auf der Basis eines Künstleraustausches zwischen der Kulturabteilung des ASBG Landesregierung und der Grafischen Werkstatt im Traklhaus einerseits und „Hardground Printmakers" in Südafrika andererseits konnte Martin Gredler ein Atelier im Zentrum in Kapstadt beziehen, um sechs Wochen in der professionellen Druckwerkstatt von „Hardground Printmakers" an seiner Radierserie „Flug übers Kap" zu arbeiten. Neben der Radierserie entstanden zahlreiche Arbeiten auf Papier sowie ein großformatiges Ölbild. Dieser visuelle Kapstadtreport wird nun im Studio der Galerie im Traklhaus gezeigt.

Martin Gredlers „Flug übers Kap" zeigt auf vielfältige Weise die intensive Auseinandersetzung des Künstlers mit den örtlichen und sozialen Gegebenheiten in der sich Gredler in Kapstadt wiedergefunden hat. In fragilen Zeichnungen, humoresken Radierungen und einem wuchtigen Ölbild beschwört der Künstler eine zwar unsichtbare aber vorhandne Dimension des Alltages in der multinationalen Großstadt, der „Perle" Südafrikas.

In dramatischem und oftmals kitschigem Ambiente tummeln sich Tiger, Turban und Piguine ,teils als naive Protagonisten, teils bevölkern sie Gredlers Arbeiten als pedantische Aufklärer oder als facettenreiche Komplimente an ein Leben jenseits des Äquators. Gredler vermengt sie mit typischen touristischen aber auch authentischen Artefakten und verführt den Betrachter mittels Repräsentation des Unmöglichen, des Absurden im Kleid des Realen auf unsichere Wege.

Die Wirklichkeit hat viele Falltüren, durch die der simple Spaziergänger durch die vertrauten Niederungen dieser, seiner Welt ins Nichts verschwinden kann. Martin Gredler ist immer daran, diese "Löcher" in der Wirklichkeit aufzudecken - indem er das Sichtbare so knapp wie möglich vor die Augen stellt, ihm die geballte Konsistenz eines "Präparats" verleiht. Wo sich die Oberfläche so dicht und lückenlos anbietet, lauert der Abgrund.

Martin Gredler ist ein Inszenator raffinierter Doppelgängereien. Seine aus direkter Lebensgegenwart ins Bild gestellten Figuren sind akribisch gemalte Denkmäler ihrer selbst.

Zugleich sind sie durchlässig für Gestalten aus der Vergangenheit, für Sinnzusammenhänge, die den handelnden Personen selbst unbekannt sind. Das rückt sie in die Ferne, so sehr sie der Maler auch auf die Rampe seines traumatisierend engen Raumes drängt. Verdoppelungen sind der Rettungsanker der Gestalten, nicht im "Un-Raum" dieser Bilder zu verschwinden.